Gruppe 3: Unterscheidung zwischen bakteriellen und viralen Infektionen – zukünftig nur noch am Point-of-Care statt im Zentrallabor?
Einführung: Dr. med. Hinrich Bremer, Pneumologie MVZ Donaueschingen | Schwarzwald-Baar Klinikum
Moderation: Prof. Dr. Susanne M. Bailer, Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB
Themen und Beschreibung:
1. Lungenentzündung: bakterielle oder virale Ursache durch Medikationstoxitäten?
Bakterien sind die häufigsten Auslöser einer Lungenentzündung, aber häufig liegen auch
nicht-bakterielle oder virale Entzündungen in der Lunge vor im Rahmen von
Medikationstoxizitäten, wie z.B. im Zusammenhang mit neuen Präparaten in der
Onkologie oder z.B. mit Amioderon. Hier fehlen Nachweisverfahren. Patientennahe
Lösungen wären von Vorteil.
2. Die Problematik des Probentransports: Brauchen wir mehr patientennahe Diagnostik (Point-Of-Care-Lösungen)?
Die begrenzte Haltbarkeit von Patientenproben stellt für Kliniken und Labore eine echte Herausforderung dar. Beim Weg vom Klinikum ins Labor muss ein zuverlässiger Transport gesichert sein. Wie kann dieser besser gewährleistet und das Toxizitätsrisiko minimiert werden? Brauchen wir andere Nährmedien oder andere Messformen? Wie kann gesichert werden, dass die an das Labor gehende Probe auch den gesuchten Keim enthält? Oder brauchen Kliniken in Zukunft gar kein externes Labor sondern nur noch inhouse-Lösungen, um eine optimale Versorgung zu erreichen?
3. Identifizierung von Erregern sexuell übertragbarer Erkrankungen durch hochparallele molekulare Diagnostik mittels DNA-Microarray
Sexuell übertragbare Infektionserkrankungen (Sexually Transmitted Diseases STDs), wie Gonorrhoe, Syphylis, Chlamydien und Trichomonaden, sind von zunehmender globaler Bedeutung für die individuelle und reproduktions-assoziierte Gesundheit. Die Entwicklung einer spezifischen STD-Diagnostik ist integrierter Bestandteil einer von der World Health Organization (WHO) entwickelten Strategie zur Bekämpfung dieser Erkrankungen. Dabei wird der Entwicklung von Point-of-Care-Tests (POCTs), die eine Diagnostik unabhängig von Zentrallaboren in unmittelbarer Nähe der Betroffenen ermöglicht, eine strategische Bedeutung für Therapie und Überwachung beigemessen.
Die Gruppe Infektionsbiologie und Array-Technologien der Abteilung Molekulare Biotechnologie entwickelt im Auftrag der Immundiagnostik AG Bensheim DNA-basierte Microarrays zur hochparallelen Diagnostik von STDs. Die durch Pilze, Bakterien, Viren bzw. Protozoen hervorgerufenen Erkrankungen sollen mithilfe des zu entwickelnden Tests hochsensitiv und molekular differenziert und dadurch schnell und adäquat therapiert werden. Für die Diagnostik der STDs identifizieren wir zunächst geeignete Target-Regionen der Erreger, entwickeln dann erregerspezifische Primer und amplifizieren zeitgleich die Erreger-Targets mittels Multiplex-PCR (Polymerase Chain Reaction). Nach Aufbringen der Primer auf Träger (Glasträger oder 8-Strip Tube oder Mikrotiter-Platte) stehen letztendlich hochparallele und hochsensitive DNA-Microarrays für den Nachweis der Erreger-Targets zur Verfügung. Dabei ist es das Ziel, eine semi- oder vollautomatische Bearbeitung der Proben zu erreichen – möglichst integriert in einen POCT, um so eine vereinfachte und kostengünstige Diagnostik zu ermöglichen.