Digitalisierung des Gesundheitswesens
Advanced Imaging Utilization by Digital Data Application in Baden-Württemberg (PC3-AIDA)
Das „Photon-Counting“ (PC) - CT Konsortium geht in die nächste Förderrunde des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg. Das neue Konsortium wird im Anschlussprojekt PC3-AIDA die Bilddateninfrastruktur „teamplay digital health platform connect“ (tdhp) an vier klinischen Standorten installieren.
Nachdem im Vorgängerprojekt PC3 die hochinnovative „Photon-Counting“-Computertomographie-Technologie (PC-CT) an drei klinischen Standorten erfolgreich etabliert wurde (siehe Sidebar), wird die vom Partner Siemens Healthineers entwickelte „teamplay digital health platform connect“ (tdhp) die Universitätskliniken in Freiburg, Tübingen, Mannheim sowie Ulm digital miteinander vernetzen. Die tdhp ermöglicht in erster Linie den Austausch der im Vergleich zur normalen CT-Technologie deutlich höher aufgelösten und umfangreicheren Photon Counting-CT-Bilddaten.
Das Projekt wird im Rahmen der dritten Förderrunde des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg gefördert und erneut von der Landesagentur BIOPRO Baden-Württemberg im Bereich der wirtschaftlichen Anschlussfähigkeit begleitet. In einer späteren Projektphase sollen zudem das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart und das Städtische Klinikum Karlsruhe an die tdhp angeschlossen werden.
Die Bilddateninfrastruktur tdhp vernetzt nicht nur klinische Standorte
Die tdhp ist als „Platform as a Service“ Angebot (PaaS) konstruiert, um die Anbindung unterschiedlichster Teilnehmenden des Gesundheitswesens zu ermöglichen. Dies eröffnet neue Wege für einrichtungsübergreifende Kooperationen, einschließlich der Anbindung des elektronischen Gesundheitsaktensystems (eGA) der Krankenkassen und von Mehrwertdiensten, die beispielsweise Behandlungsunterstützungs- oder Terminmanagementsysteme anbieten. Zudem wird die Art der klinischen Bilddaten nicht auf Photon Counting-CT-Bildinformationen beschränkt, sondern soll um weitere moderne Bildgebungsdaten, wie beispielsweise multiparametrische Kernspintomographie, erweitert werden. Am Universitätsklinikum Mannheim konnte die Nutzung der tdhp bereits erfolgreich in einem speziellen Reallabor, dem „INSPIRE Living Lab“, getestet werden. Nun soll im Rahmen von PC3-AIDA die Nutzung an mehreren Standorten etabliert und weiterentwickelt werden.
Neben ihrer vernetzenden Funktion bietet die tdhp auch eine geeignete Basis zur Integration unterschiedlichster künstlicher Intelligenzen (KI) und erleichtert damit die Kooperation mit anderen kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) und Startups im Medizin-Software- und Medizintechnik-Sektor. Bereits in der Anfangsphase von PC3-AIDA wird die in Freiburg entwickelte KI-Forschungsplattform NORA in die tdhp integriert. NORA ist in der Lage, anhand multimodaler Daten, wie MRT-Bilddaten und Blutwerten, Diagnosen zu stellen und somit das klinische Personal erheblich zu unterstützen.
Synergien schaffen – Zusammenarbeit von PC3-AIDA, MEDI:CUS und ZPM
Um das Translations-Potential dieses digitalen Ökosystems zu demonstrieren, sollen die Zentren für Personalisierte Medizin (ZPM) mit den KI-generierten Ergebnissen der Bilddatenauswertung versorgt werden. Die ZPM haben sich zum Ziel gesetzt, die Individualität in der Behandlung von Patientinnen und Patienten durch eine verstärkte Vernetzung entsprechender Expertinnen und Experten verschiedenster Fachrichtungen zu steigern.
Darüber hinaus wird innerhalb des Projektes eine enge Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in der dritten Förderrunde des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg geförderten zentralen Infrastrukturprojekt Multicloud (MEDI:CUS) angestrebt, um eine Kompatibilität der beiden Systeme sicherzustellen und bei der Konzeption der Multicloud als praktisches Anwendungsbeispiel zu dienen. Die Multicloud soll durch die Datenschutz-konforme Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren aus Gesundheitsversorgung, -forschung, -lehre und -industrie die digitale Nutzung von Gesundheitsdaten zum Patienten- und Beschäftigtenwohl vorantreiben und so die Versorgung, Forschung und Lehre in Baden-Württemberg weiter verbessern.
Die Synergie mit der als Daten- und Austauschplattform fungierenden Multicloud und den als Bündelungspunkten für interdisziplinäres Fachwissen agierenden Zentren für Personalisierte Medizin soll die Ausschöpfung des vollen Potentials des PC3-AIDA-Projekts ermöglichen.
Die drei geförderten Projekte auf YouTube:
Sicherstellung der wirtschaftlichen Anschlussfähigkeit
Die BIOPRO Baden-Württemberg wird ihr Fachwissen in der Gesundheitsindustrie, in der Weiterentwicklung des Standortes Baden-Württemberg, in der Anbahnung und Begleitung von Kooperationen sowie in der fachlich fundierten Öffentlichkeitsarbeit nutzen, um den institutions- und branchenübergreifenden Transfer der Projektergebnisse zu unterstützen. Dazu soll im Rahmen einer Öffentlichkeitskampagne im Jahr 2023 und 2024 die Projektsichtbarkeit erhöht und aktuelle Erkenntnisse über Webportale, Newsletter und Fachpresse geteilt werden. Des Weiteren stellen von der BIOPRO organisierte und moderierte Industrieworkshops die Translation zwischen den Konsortialpartnern, universitätsmedizinischen Partnern, außeruniversitären Forschungsinstituten und der Industrie sicher. In diesen Workshops werden weitere Produktszenarien erarbeitet, um so die Vernetzung von und Kooperationen mit KMUs und Start-ups zu ermöglichen. In Baden-Württemberg entsteht so eine umfassende Wertschöpfungskette, die medizinische Daten in Produkte umwandelt und den globalen Wettbewerbsvorteil sichert – im Interesse von Patientinnen und Patienten und der Wirtschaft.