Bioökonomie am Rhein
Wo heute schon Bioökonomie in unserem Alltag steckt – Ausstellung „Schaufenster in die Zukunft“ auf der Landesgartenschau
Ein Fahrradakkugehäuse aus Pflanzenfasern, Bekleidung gefärbt mit Naturfarben, die aus Lebensmittelabfällen hergestellt wurden oder auch nachhaltige Baumaterialien aus Rohrkolben: Die Bioökonomie bietet vielversprechende Ansätze und auch schon konkrete Lösungen, um unseren Alltag klimaschonender und nachhaltiger zu gestalten. Auch in diesem Jahr zeigt die BIOPRO Baden-Württemberg auf der diesjährigen Landesgartenschau in Neuenburg am Rhein mit der Ausstellung „Schaufenster in die Zukunft“ wie ein Leben in einer nachhaltigen, biobasierten Wirtschaft aussehen kann.
Vom 20. Juli bis zum 31. Juli 2022 können Besucherinnen und Besucher der Landesgartenschau in Neuenburg am Rhein im Treffpunkt Baden-Württemberg einen Blick in das „Schaufenster in die Zukunft – Leben in einer nachhaltigen Bioökonomie“ werfen. Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll in welchen Bereichen unseres Lebens bioökonomische Konzepte und Produkte bereits ihre Anwendung finden. Vom Forschungsprojekt über das Produktionskonzept bis hin zum fertigen Produkt werden anschauliche Praxisbeispiele für nachhaltige und biobasierte Verfahren und Produkte von unterschiedlichen Partnern aus Universitäten, Start-ups und etablierten Unternehmen im Land präsentiert.
E-Bikes erfreuen sich gerade großer Beliebtheit. Das in diesem – sowieso schon umweltschonenden – Fortbewegungsmittel noch mehr Bio drinstecken kann, zeigt die Ansmann AG mit ihrem ausgestellten, biobasierten Leichtbaugehäuse für E-Bike-Akkus. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit entwickelten sie naturfaserverstärkte Kunststoffe, die einen 75% niedrigeren CO2-Fußabdruck haben als die bisher verwendeten Glas- oder Carbonfasern.
Das Start-up Alpha-Protein, welches ebenso wie die Ansmann AG Gewinner des Ideenwettbewerb Bioökonomie 2021 des MLR ist, stellt sein Konzept der automatisierten Produktionsanlage zur Aufzucht von Mehlwürmern vor. Die Mehlwürmer werden mit regionalen Lebensmittelresten gefüttert und dann wiederum zu Tierfutter verarbeitet. Dadurch werden Soja und Fischmehl ersetzt. Außerdem sind sie in Form von Mehl – auch wenn es anfänglich nicht so appetitlich klingt – hochwertige Proteinlieferanten und bieten eine nachhaltige Alternative für die menschliche Ernährung, da die Produktion – im Gegensatz zu Fleisch – CO2-neutral erfolgt.
Was Funktionstextilien mit Bioökonomie zu tun haben, führt wiederum der lokale Textil- und Sportartikelhersteller VAUDE vor. Das präsentierte Textilfärbeverfahren auf Basis von Reststoffen der Lebensmittelindustrie liefert einen anschaulichen Einblick in die Bioökonomie im Alltag. Oft dort, wo man sie nicht vermuten würde.
Das Unternehmen Out Nature präsentiert Verpackungsmaterialien, die aus der Nutzpflanze „Durchwachsene Silphie“ bestehen. Diese baut durch die mögliche Doppelnutzung, sowohl als Energie- als auch Faserpflanze, die Brücke zwischen der energetischen und stofflichen Nutzung regionaler Ressourcen.
Die Besucherinnen und Besucher können beim Exponat der Uni Hohenheim erfahren, wie die Landwirtschaft mit Hilfe einer On-farm-Bioraffinerie nicht nur hochwertige Lebensmittel produziert, sondern aus deren Rest- und Abfallstoffen eine neue Rohstoffbasis für die Industrie entsteht.
Aber auch für den schwäbischen Häuslebauer ist etwas dabei: Die typha technik Naturbaustoffe stellt in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik einen nachhaltigen Dämmstoff aus Rohrkolben vor.
Sehr praxisbezogen ist das Projekt der Hochschule Rottenburg: eine Gruppe um die Rottenburger Forscher entwickelt biobasierte und bioabbaubare Wuchshüllen für Jungbäume. Zwei Zukunftskonzepte kombiniert das Projekt der Universität Freiburg. Am Lehrstuhl für forstliche Biomaterialien wird an der Konversion von forstlichen Biomassen zu Materialien für den 3D-Druck gearbeitet.
So unterschiedlich die vorgestellten Projekte und Exponate auch sind, so eint sie alle etwas: der Kreislauf-Gedanke, die Verwertung von Reststoffen und das Schließen von Lücken in der gesamten Wertschöpfungskette – die Grundgedanken einer nachhaltigen Bioökonomie.