Von Fast Fashion und Hightech-Fasern
Im Durchschnitt 15 kg pro Kopf – das ist die Menge, die nach Angaben der European Environment Agency (EEA) Menschen in der EU im Jahr 2020 an Textilien – Bekleidung, Haushaltswaren und Schuhe – konsumiert haben. Damit einher gingen – pro Person – ein Verbrauch von 391 kg Rohstoffen, der Einsatz von 9 m³ Wasser, 400 m² Landfläche und der Ausstoß von ca. 270 kg CO2-Äquivalenten. Besonders das Phänomen Fast Fashion – schnelllebige Mode von meist minderer Qualität aus Niedriglohnländern wie Bangladesch, Kambodscha oder China – stellt die Gesellschaft im Angesicht der Klimakrise daher vor enorme Herausforderungen.
Doch sind Textilien weit mehr als „nur“ Kleidung. Am Markt existieren daneben auch sogenannte technische Textilien, die mehr als 50 Prozent der deutschen Textilproduktion ausmachen und in verschiedenen Bereichen Anwendung finden: beispielsweise in Form von Abgasfiltern im Umweltschutz, in der Medizin als Masken und OP-Kleidung, als Sicherheitsgurte für die Automobilproduktion oder Abdeckungen und Planen, die im Baugewerbe genutzt werden.
In diesen Anwendungsfeldern sind die Anforderungen an Textilien in der Regel deutlich höher und vielfältiger als an solche Textilien, die uns im Alltag begegnen, und werden daher zum Großteil aus sogenannten Hightech-Fasern gefertigt, die mithilfe komplexer, energie- und rohstoffintensiver Verfahren hergestellt werden.
Insbesondere mit Blick auf ihre ressourcenintensive Herstellung ist es daher ratsam, diese hochspezialisierten Textilien so lange wie möglich zu nutzen. Und zwar in dem Maße, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus erneut dem Wertstoffkreislauf als Sekundärrohstoffe zugeführt werden können. So können in diesem Fall aus ausgedienten Textilien neue hochwertige Produkte entstehen.
Erst ressourcenschonend hergestellt, dann als Sekundärrohstoff wiederverwendet
Geschlossene Wertstoffkreisläufe bergen zugleich ökonomische Chancen für Unternehmen. Denn durch den Rückgriff auf Sekundärrohstoffe in der eigenen Fertigung oder den Verkauf von nicht mehr benötigten Wertstoffen können im Unternehmen Kosten reduziert und zusätzliche Einnahmen generiert werden. Hieraus können beispielsweise Wettbewerbsvorteile gegenüber konkurrierenden Unternehmen erwachsen. Ein weiterer Benefit: Unternehmen stellen ihr ökologisches Bewusstsein für die eigene Verantwortung gegenüber der Gesellschaft unter Beweis.
Neben den Möglichkeiten, die sich aus der Kreislaufführung am Ende des textilen Lebenswegs ergeben, eröffnen sich bereits zu Beginn des Produktlebenswegs teils enorme Einspar- und Ressourceneffizienzpotenziale für Unternehmen. So lassen sich durch die Anpassung einzelner Produktionsschritte oder mithilfe intelligenter Mess- und Regelungstechniken entlang des gesamten Herstellungsprozesses die Ressourcenverbräuche sukzessive reduzieren. Im Spinnvorgang können beispielsweise kleinere Anpassungen wie der Einsatz des sogenannten Wirbelspinnens, die Verwendung leichterer Spulen(-körper) in Ringrahmen oder eine optimierte Leerspulenförderung in Kegelspulmaschinen dazu beitragen, weniger Energie zu verbrauchen.
Wie sich Ressourceneffizienz unter anderem im Bereich der technischen Textilien konkret und erfolgreich umsetzen lässt, darüber informiert das VDI Zentrum Ressourceneffizienz im Auftrag des BMUV.
Darüber hinaus unterstützt die Materialdatenbank zu Nebenprodukten und Sekundärrohstoffen Unternehmen, die bisher wenig Erfahrung mit der Verwertung bzw. Veräußerung von in der Produktion anfallenden Wertstoffen haben, in Kürze auch mit Wissen um die Verwendungs- und Vertriebsmöglichkeiten von Alttextilien.
Als Kompetenzzentrum im Auftrag des BMUV informiert und sensibilisiert das VDI Zentrum Ressourceneffizienz für das facettenreiche Thema der betrieblichen Ressourceneffizienz. In Form von vielfältigen Materialien wie Publikationen und Leitfäden, anschaulichen Filmen und eigens konzipierten Webtools bietet es insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes Impulse, um Ressourceneffizienz erfolgreich in den eigenen Betrieb zu integrieren und sowohl wirtschaftlich effizient als auch ressourcenschonend zu agieren.